EinheitsloksVorserien E10

Geschichte

Die fünf Probelokomotiven E10 001 - E10 005 wurden im Bw Nürnberg beheimat und blieben nach ihrer Testphase wie die meisten Prototypen nicht lange im Dienst. Von den Vorserien E10 sind heute nur noch die E10 002 und die E 10 005 erhalten.
Nach der Erprobung der fünf Lokomotiven in den Jahren 1952 und 1953 wurden unter Verwendung der Erfahrung des Betriebes und der Werkstätten die neuen elektrischen Einheitslokomotiven in Auftrag gegeben. Jede der am Bau beteiligten Firmen erhielt diejenigen Bauteile, die sich bei den Versuchslokomotiven am besten bewährt hatten, zur konstruktiven Überarbeitung und Vervollkommnung für den Serienbau der Einheitslokomotiven.
Aufgrund dieser Erfahrungen wurden vier neue Einheitslokomotiven, die Baureihen 110, 140,141 und 150 entwickelt.
Besonderes Augenmerk wurde auf eine weitgehend einheitliche Ausführung der vier Einheitstypen gelegt. Einerseits sollte die Schulung des Personals vereinfacht, anderseits Unterhalt und Ersatzteilwirtschaft erleichtert und preisoptimiert werden. So sind Kopfform und die Führerräume völlig gleich und wesentliche mechanische und elektrische Bauteile einheitlich verwendet worden. Während die Transformatoren und Fahrmotoren an ihre verschiedenen Leistungsgebiete angepasst wurden, sind Stromabnehmer, Hauptschalter, Richtungswender, Schütze und Antriebe Einheitsteile aller Lokomotiven und können somit untereinander getauscht werden.

Die einzelnen Prototypen im Überblick

E10 001



Die erste Vorserie war die 1953 in Gemeinschaftsproduktion von Krauss-Maffei und AEG gebaute E10 001. Sie besaß eine Niederspannungssteuerung mit Feinregler. Als Neuerung wurde in ihr der neue Alsthom-Antrieb zur Übertragung des Drehmoments vom Fahrmotor über Getriebe und Hohlwelle auf die Treibräder eingebaut. Je ein Gelenkviereck an der Außenseite jedes Treibrades, gebildet aus einer Lenkerstütze und vier daran befestigten Lenkerstangen, überträgt das Drehmoment vom gefederten Großrad der Hohlwelle auf das Treibrad. Das Gelenkviereck nimmt das Federspiel zwischen Achsen und fest gelagertem Fahrmotor auf.

Das Drehgestell besteht aus zu Hohlkörpern zusammengeschweißten Blechen. Der Brückenträger wurde aus Hohlträgern und Querträgern zusammengeschweißt. Als Längsträger wurden durchgehende Rohre verwendet. Der Lokkasten wurde als selbsttragende Konstruktion gefertigt und besteht aus Hutprofilen und Verkleidungsblechen. Statt eines Drehzapfens übernimmt eine in Gummikonen gelagerte Pendelstütze deren Aufgabe. Die Radsätze wurden mittels Pendelrollenlager beiderseits durch zwei Achslenker geführt, die am Achslagergehäuse und Drehgestellrahmen gelenkig gelagert sind.

Kenndaten:

Achsanordnung    
    Bo´Bo´
größte zulässige Geschwindigkeit 
130 Km/h
Nennleistung bei einer Geschwindigkeit von 97 Km/h 3420 kW
 Größte Anfahrzugkraft am Treibrad 
28 t
 Antriebsart 
Alsthom-Antrieb
 Laufkranzdurchmesser 1350 mm
 Achslager Pendelrollenlager
 Getriebeübersetzungsverhältnis 2,492:1
 Zahl der Fahrmotoren
4
 Steuerung Niederspannungssteuerung, Wanderwalzschaltwerk
 Reibungsgewicht
84t
 Dienstgewicht 84t
 mittlerer Achslast 21t
 Länge über Puffer 16 100 mm
 Gesamtachsstand 11 200 mm
                                                                             

E10 002


Die E10 002 wurde 1953 in Dienst gestellt und wurde von den Firmen Krupp und BBC gefertigt. Im Gegensatz zur E10 001 besitzt die E10 002 eine Hochspannungssteuerung. Das Schaltwerk besteht aus einem Stufenwähler mit im Öl liegender Kontaktbahn, der leistungslos die gewünschte Trafozapfung anwählt. Zwei in Luft geschaltene Lastschalter schalten die angewählte Spannungsstufe zu bzw. ab. Als Antrieb wird ein jeweils nur einseitig angreifender Scheibenantrieb verwendet. Dies ist ein Kardanantrieb, dessen Mitnehmer um 90° versetzt auf zwei Scheiben befestigt sind. Sie nehmen die senkrechten Bewegungen zwischen Treibachse und Fahrmotor durch elastische Verformung auf. Die Kardanwelle ist durch die hohle Motorwelle geführt und liefert die für das Anfahren erforderliche Drehmomentfederung. Die Fahrmotoren sind fest in den Drehgestellen gelagert.

Drehgestelle und Brückenrahmen sind wie bei der E10 001 ohne Verwendung von Walzprofilen aus Blechen elektrisch zusammengeschweißt. Der Lokkasten besteht ebenfalls aus einer mit Hutprofilen und Blechen zusammengeschweißten, selbsttragenden Konstruktion. Die Achslagerführung ist nahezu spielfrei. Die Pendelrollenlager der Achsen sind jeweils oben und unten mit Führungszapfen ausgestattet, wobei der obere Zapfen in einer Büchse im Drehgestellrahmen und der untere in eine Büchse im Achslagerkabelsteg angebracht ist.

Kenndaten:

Achsanordnung Bo´Bo´
Größte zulässige Geschwindigkeit 130 Km/h
Nennleistung bei einer Geschwindigkeit von 74 Km/h 3280 kW
Größte Anfahrzugkraft am Treibrad
26 t
Antriebsart BBC- Scheibenantrieb
Laufkreisdurchmesser
1 250 mm
Achslager Pendelrollenlager
Getriebeübersetzungsverhältnis 2,194:1
Zahl der Fahrmotoren 4
Steuerung Hochspannungssteuerung mit Stufenwähler und Lastschalter
Reibungsgewicht 82t
Dienstgewicht 82t
mittlerer Achslast 20,5t
Länge über Puffer 16 650 mm
Gesamtachsstand
11 300 mm
Drehzapfenabstand 
8 000 mm
Drehgestellachsabstand
3 300 mm
                        
 
E10 003

Die 1952 von Henschel und Siemens Schuckert Werken (SSW) gebaute E10 001 ist wie die E10 003 mit einer Niederspannungssteuerung ausgerüstet, unterscheidet sich aber vor allem darin, dass die vier Fahrmotoren in zwei Gruppen aufgeteilt sind. Sie werden gegenläufig und wechselweise entlang der 18 Trafoanzapfungen geschaltet. Dieses Schaltverfahren in Verbindung mit einem Ausgleichstransformator ergibt 33 Fahrstufen, die mit leistungslos schaltenden Stufenschaltern angewählt und mit Lastschaltern geschaltet werden.
Als Antrieb verwendete man den Gummiringfeder-Antrieb, der bei der Serienproduktion der Einheitslokomotiven zum Einsatz kam. Beim Gummiringfederantrieb ist die Gummifeder am Drehgestellrahmen aufgehängt, andererseits stützt sich diese auf eine Hohlwelle ab, die im Motorgehäuse gelagert ist. Sie umgibt die Treibachse mit allseitigem Spiel und wird durch die Gummiringfedern, das sind Gummisegmente mit aufvulkanisierten Befestigungsteilen, zwischen der Treibachse und den Auslegern der Getriebe-Großräder auf der Hohlwelle in ihrer Lage gehalten. Durch diese Anordnung ist der beim Tatzlagerantrieb ungefederte Gewichtsanteil des Fahrmotors auf der Treibachse beim Gummiringfederantrieb gefedert gelagert.

Die Drehgestelle und der Lokomotivkasten unterscheiden sich im Prinzip nicht von denen der E10 001 und der E10 002. Die Achslagerführung ist aufgebaut wie bei der E10 002


Kenndaten:

Achsanordnung    
Bo´Bo´
Größte zulässige Geschwindigkeit
130 Km/h
Nennleistung bei einer Geschwindigkeit von 84 Km/h 3530 kW
Größte Anfahrzugkraft am Treibrad 26,8 t
Antriebsart SSW-Gummiringfederantrieb
Laufkreisdurchmesser 1 250 mm
Achslager Pendelrollenlager
Getriebeübersetzungsverhältnis 3,28:1
Zahl der Fahrmotoren 4
Steuerung Niederspannungssteuerung mit Ausgleichstrafo, Poti-Angleicher
Reibungsgewicht 81t
Dienstgewicht 81t
mittlerer Achslast 
20,25t
Länge über Puffer
15 900 mm
Gesamtachsstand
11 300 mm
Drehzapfenabstand 8 000 mm
Drehgestellachsabstand
3 300 mm
                                                                           
      
E10 004 und E10 005



Beide E10 sind gleich ausgeführt und von Henschel sowie AEG gebaut. Sie besitzen eine Hochspannungssteuerung wie die E10 002 und einen Antrieb der Bauart Secheron (Lamellenantrieb). Dieser gleicht dem Scheibenantrieb der E10 002, anstelle einer federnden Scheibe wurden Lamellen verwendet, die die Mitnehmer zwischen Motorwelle und Getriebe federnd verbinden.

Da die Loks von Henschel gebaut wurden, entsprechen die E10 004 und 005 im mechanischen Teil der E10 003. Der Transformator ist radial verblecht und besteht aus einem Haupt- und einem Regeltransformator. Die Hochspannungssteuerung mit Stufenwähler und Lastschalter hat 28 Stufen, von denen die untersten feiner gestuft sind als die oberen.

Kenndaten:

Achsanordnung Bo´Bo´
Größte zulässige Geschwindigkeit 130 Km/h
Nennleistung bei einer Geschwindigkeit von 100 Km/h 3440 kW
Größte Anfahrzugkraft am Treibrad 28 t
Antriebsart Secheron-Lamellen-Antrieb
Laufkreisdurchmesser 1 250 mm
Achslager Pendelrollenlager
Getriebeübersetzungsverhältnis 
2,211:1
Zahl der Fahrmotoren 4
Steuerung Hochspannungssteuerung mit Stufenwähler u. Lastschalter
Reibungsgewicht 81t
Dienstgewicht
81t
mittlerer Achslast
20,25t
Länge über Puffer 15 900 mm
Gesamtachsstand
11 300 mm
Drehzapfenabstand 8 000 mm
Drehgestellachsabstand
3 300 mm
              



© IG Einheitslokomotiven e.V. - 03.09.2013